England, 1624, -Statute of Monopolies- Joh. Wolfgang v.
Goethe(1) schreibt auch über das Patentwesen: Mit Vergnügen beobachten viele von uns
das Treiben der Mitglieder des englischen Königshauses.
Ihre Majestät, Königin Elizabeth II., gehört zu den
Berühmtheiten der Gegenwart. Seit dem 13. Jahrhundert (2) gab es in England Urkunden, welche Letter Patent (Lateinisch: litterae patentes) genannt wurden, was offene Briefe bedeutet. Der Ursprung des Wortes Patent. Es waren vom Herrscher ausgestellete Dokumente, die sich an alle Untertanen richteten. Um sie zu lesen, brauchte man kein Siegel brechen. So ein Patent konnte für viele Zwecke gewährt werden z. B. die Ernennung von Offizieren, Vergabe von Konzessionen, Monopolgewährung für Handel und Verkauf oder auch die Lizenz zum Land erobern: Broder(3) erwähnt ein letter patent aus dem Jahr 1496 für John Cabot, was ihm gestattete "to sail, to conquer, to own heathen land, and to exclude others from so doing". |
Im 14. Jahrhundert war die gewerbliche
Tätigkeit in England gegenüber dem Kontinent noch im
Rückstand. Die englischen Könige begannen damit, fremde
Fachleute nach England zu rufen und ihnen Schutzbriefe zu
erteilen. Die Politik der letters of protection
eröffnete Edward II., als er im Jahr 1324 deutsche
Bergleute einlud, unter seinem Schutz nach England zu
kommen. 1327 liess Edward III. das Tragen von Kleidung aus ausländischem Tuch verbieten, ermunterte aber gleichzeitig Tuchmacher kontinentaler Länder nach England zu kommen.1331 wurde dem flämischen Tuchmacher Johann Kempe Schutz versprochen, auf dass er mit seinen Leuten -Webern, Färbern und Walkern- das Gewerbe im Königreich ausübe und dabei diejenigen Einheimischen, die bei ihm lernen wollten, in seine Kunst einführe. Unter dem Schutz von Edward III. kamen auch Leinweber aus Flandern und im Jahr 1368 Uhrmacher aus Delft. Das Wirtschaftssystem im Mittelalter in England war das Zunftwesen, es war also genau geregelt, welche Handwerker welche Gewerbe wo und wie ausüben durften. Die erwähnten Schutzbriefe für die fremden Handwerker waren also wohl nötig, um die strengen Zunftregeln zu überwinden(4) Die eingewanderten Fachleute konnten also ihr
Handwerk ungehindert von den Zünften ausüben,
Monopolrechte hatten sie aber nicht.(5) Der
erste, dem mit dem Patent auch ein Monopol verliehen
wurde, um seine Kunst gegen Nachahmer zu schützen war John
of Utynam. Unter Heinrich (Henry) VI (1422-1461)
erhielt er am 3. April 1449 das erste englische Patent auf eine
Erfindung für den Herstellungsprozess von farbigem Glas
für die Fenster der Kapellen von Eton und andern
Colleges. Dafür
unterrichte er andere in seiner Fertigkeit, damit sich
diese Technik in England verbreiten konnte, wenn sein
Monopol nach 20 Jahren endete.(6) Interessant wird die
Gewährung von Monopolen in der Regierungszeit von Elizabeth
I., letzte Herrscherin aus dem Hause Tudor,
Königin von 1558-1603. Großen
Einfluss auf ihre
politischen Entscheidungen hatte William Cecil Burghley (
auch Burleigh), bekannt auch als derjenige, der die
Hinrichtung Maria Stuarts durchsetzte (1587). Unter den ca. 55
Monopolen, die von der Königin zwischen 1561 und 1600
gewährt wurden, waren nicht nur welche für , -in
England-, neue Handwerkstechniken, sondern auch für
Handelsrechte. In der Literatur wird
oft bloß die Geldgier der Königin als Motiv für die
großzügige Gewährung der Monopole gesehen. (9) Die
Monopolinhaber zahlten ja für dieses Recht an Elizabeth,
welche dadurch von der Finanzhilfe des Parlaments
unabhängiger wurde. Das
finanzielle Motiv sollte aber nicht überbewertet werden.
Bei Elizabeth I. gab es noch keine "civil list"
(Zivilliste= für den Monarchen bestimmte jährliche
Geldzuwendung aus der Staatskasse). Die Vergabe von
Monopolen und Privilegien war eine der Möglichkeiten,
all die Höflinge, Abenteurer und königlichen Beamte zu
belohnen, welche wie die Kletten an der Gunst ihrer
Majestät klebten.(10) 1571 beklagte das
Parlamentsmitglied Bell erstmals im Parlament den
Mißbrauch der Monopol Lizenzen. Ihre Majestät war da
aber noch nicht kritikfähig, Bell
wurde vor den Privy Council (Geheimer Kronrat) zitiert
und gerügt. 1597 das gleiche, wieder wurde die Sache im
Parlament vorgebracht, und wieder tadelte die Queen die
Parlamentsmitglieder. Im Jahr 1601 wurde es dem Parlament
aber zu bunt. 1601 hob Königin
Elizabeth die ärgsten Privilegien auf und gestatte ihren
Untertanen, wegen Monopolen die Gerichte anzurufen. Das
bekannteste Gerichtsverfahren aus jener Zeit ist der Fall
Darcy gegen Allen,
(auch "Allin" oder "Allein") der Case
of Monopolies. Nachfolger von Königin
Elizabeth I. wurde 1603 James I. In deutschen Lexika wird
er zwar mit Jakob übersetzt, aber ich finde das
verwirrend, weil es ja auch im Englischen den Namen Jacob
gibt. Und man sagt ja auch James Bond, und nicht Jakob
Bond. |
Unter James I., (Jakob),dauerte
das Privilegienunwesen fort. Zwar erklärte der König
1610 in dem Book of Bounty Monopole als
gesetzwidrig mit Ausnahme von Eingaben für Entwürfe
neuer Erfindungen, sofern sie nicht dem Gesetz zuwider
sind, noch nachteilig für den Staat durch Erhöhung der
Preise der einheimischen Bedarfsartikel oder durch
Schädigung des Handels oder durch andere
Unzuträglichkeiten.(14) Trotzdem verlieh der König neue Monopole verschiedenster Art. Das Parlament, dass die Missbräuche schon wiederholt kritisiert hatte, zwang James I. schließlich die Monopole gesetzlich zu regeln. Das Statute of Monopolies wurde am 25. Mai 1624 vom Parlament verabschiedet. Manchmal wird auch das Jahr 1623 genannt, da bis ins 18. Jahrhundert die Gesetze mit dem Jahr des Beginnes der Parlamentssession datiert wurden. Das
Statute of Monopolies erklärte alle Monopole
für unwirksam und gesetzeswidrig. Ausgenommen waren
hiervon die Monopole, die für Erfindungen vergeben
wurden. Diese waren bis dahin mit den anderen Privilegien
vermischt. In Abschnitt V und VI geht es um die
Erfindungs Patente: Der Begriff "erfinden" war großzügig ausgelegt. Erfinder war auch jemand, der etwas, was ausserhalb des Königreiches längst bekannt war, "gefunden" hatte. Hauptsache, es war im Königreich noch nicht bekannt. Zum Begriff "true and first inventor" gibt es auch einen Patentprozess: Dollond's Case: (15) John Dollond aus
London hatte das Patent No. 721 aus dem Jahr 1758 für
"Object Glasses for Telescopes". John Dollond
starb 1761, sein Sohn Peter verklagte den Optiker
Champneys (auch Champness) 1766 wegen Patentverletzung. Ein gesetzlicher
Anspruch auf Patentierung war mit dem Statute of
Monopolies nicht vorgesehen. Es hatte den Zweck, die dem
gemeinen Recht entsprechende Rechtslage festzuhalten. Wer
allerdings glaubte, nun wäre es vorbei mit dem Monopol
Mißbrauch, wurde enttäuscht: Ein Beispiel dafür, wie sich das Patentrecht ohne neue Gesetze weiter entwickelte ist das allmähliche Aufkommen der "Specification", also der Beschreibung. In der Regierungszeit von Queen Anne (Königin von 1702 - 1714) verlangten die Law Officers von den Erfindern genauere Beschreibungen, um die Patente besser gegeneinander abzugrenzen zu können. Das Patent von John Nasmith vom 03.10. 1711 gilt als das erste, bei dem eine specification Bedingung für die Erteilung war.(18) Auch James Puckle brauchte 1718 eine specification für eine Erfindung, auf welche die Welt gewartet hatte. Er erfand ein Maschinengewehr. Und das berühmte Spinnmaschinen Patent von Arkwright wurde 1785 für nichtig erklärt, mangels einer ausreichenden specification.(19) Die Mühen, die ein Erfinder auf sich
nehmen mußte, um sich schließlich eines Patentes zu
erfreuen, lassen das Herz eines jeden Bürokraten höher
schlagen. Sieben verschiedene Ämter mußten, teilweise
mehrfach, aufgesucht werden(20): Die ersten Änderungen
des Patentgesetzes seit dem Statute of Monopolies
erfolgten erst im Jahr 1835 durch den Lord Brougham's
Act. Erneute Änderungen
brachte der Patents, Designs and Trade Marks Act von
1883. Unter anderem wurden die Kanalinseln wieder aus dem
Gültigkeitsbereich des Patents herausgenommen. (Das
Gebiet in dem ein Britisches Patent galt, verkleinerte
sich erneut als Irland ab 1925 ein eigenes Patent System
errichtete.) (22) Als Meilenstein in der
Geschichte des britischen Patentsystems wird das Gesetz
von 1902 gesehen, es führte eine begrenzte
Neuheitsprüfung ein. Das gegenwärtige Gesetz ist der
1977 Patents Act und der Patents Act 2004.(24) Im Dezember 2006 wurde der
Gowers Report(25) veröffentlicht. Die Studie wurde im Auftrag der
britischen Regierung vom ehemaligen Chefredakteur der
"Financial Times", Andrew Gowers erstellt. Der
Report spricht 54 Empfehlungen aus, die nicht nur das
Patentwesen sondern alle Bereiche des geistigen Eigentums
betreffen. Eine Übersicht über
einige der ersten englischen Patente habe ich hier: |
(1) Goethes Universalität Von der
Naturforschung bis zum gewerblichen Rechtsschutz,
Mitteilungen der deutschen Patentanwälte, 1999, Heft 12,
Seite 441-445 (2) The United Kingdom Patent System, a brief history, Neil Davenport, 1979 (3) The United States Patent Office and The German Patent Office, a Comparative Study, by Simon Broder, Seite 27. (John Cabot, eigentlich Giovanni Caboto, italienischer Seefahrer in englischen Diensten, erreichte im Juni 1497 das nord-amerikanische Festland.) (4) Jos. Hübers, Die Geschichte des englischen Patentrechts, GRUR, Juni 1909, Seite 217-220 und Ramon A.Klitzke, History of patents abroad, Seite 384-394 in "The Encyclopedia of Patent Practice and Invention Management, New York, 1964 (5) Mainly on patents, the use of industrial property and its literature, edited by F. Liebesny, London, 1972, Seite 5 (6) Ramon A.Klitzke, History of patents abroad, in "The Encyclopedia of Patent Practice and Invention Management, New York, 1964, Seite 388, Als Quelle wird dort Allan Gomme angegeben, Bibliothekar des British Patent Office bis 1944. (7) Monopolies and Patents, Harald G. Fox, Toronto
1947 und Klitzke, History of patents
abroad..... (8) Monopolies and Patents, Harald G. Fox,...... , dort noch weitere Aufzählungen von Monopolen, und Journal of the patent office society, No. 9, 1959, Historical background of the englisch patent law, Autor ebenfalls Ramon A. Klitzke, Seite 635 (9) Encyclopaedia Britannica, 15th Edit. 1983, -Stichwort "Elizabeth I", und (11) (10) Monopolies and Patents, Harald G. Fox,....Seite 79; (10a) auch da , Seite 316 (11) Berkenfeld,
Beitrag zur Kenntnis des englischen Patentgesetzes, GRUR,
1948, Seite 179. (12) Monopolies and Patents, Harald G. Fox, Toronto 1947, Seite 70 ff. (13) Sehr ausführlich wird Darcy v. Allen behandelt in dem Buch: Monopolies by patents and the statutable remedies available to the public, by J.W. Gordon, London 1897, auf Seite 193 - 232 (14) Alois Troller, Immaterialgüterrecht, Band I (15) Abstract of reported cases relating to letters
patent for inventions, by T. M. Goodeve, London 1884,
Seite 175. Da heisst es, Hall hätte seine Erfindung im
Jahr 1720 gemacht, da war er aber erst 16 Jahre alt. (16) Monopolies and Patents, Harald G. Fox, Toronto 1947, Seite 126 ff. (17) P.J. Federico, Origin and early history of patents; Journal of the patent office society, Nr. 7, 1929, Seite 292- 305 (17) Peter Meinhardt, Inventions Patents and
Monopoly, London, 1946, Seite 31, 32 (18) The
United Kingdom Patent System, a brief history, Neil
Davenport, 1979, Seite 29 (19) beide Beispiele siehe the 18th century auf der Website des britischen Patentamts (20) The United Kingdom Patent System, a brief history, Neil Davenport, 1979, Seite 15 - 18 (21) siehe (20), Seite 47 (22) siehe (20), Seite21 (23) English Patent Practice with Acts, Rules, Forms, and Precedents, by Henry Cunynghame, London 1894, Seite 228 (24) siehe Website des UK Intellectual Property Office (25)Informationen zum Gowers Report, dort auch der
Report als PDF (150 Seiten) Zurück
zum Inhaltsverzeichnis Text geändert: 03.01.2009 |